Magdeburg (Landtag)

Gemeinsam ist man stärker. Energiemultiplikator Rainer Scharnowski ist von der LENA-Schulung im letzten Herbst mit dem Vorsatz an seinen Arbeitsplatz im Landtag von Sachsen-Anhalt zurückgekehrt, ein ganzes Energieteam zu bilden. Er musste seine Kollegen Gerald Lang und Ullrich Meier (siehe nebenstehendes Foto) gar nicht lange überreden, den beiden Elektrikern liegt das Thema Energie schon aus fachlicher Sicht am Herzen. Und auch der für die kaufmännische Seite zuständige Kollege, Jürgen Luserke, ließ sich von Scharnowski mit ins Boot holen. Seither prüfen also acht Augen jeden Tag, wo im Haus die Energieeffizienz noch ein bisschen besser sein könnte. Hier die bisherigen Maßnahmen und „Baustellen“ der Energiemultiplikatoren im Überblick:

Umrüstung der Bibliothek auf LED-Beleuchtung, Schritt für Schritt | Es wäre nicht sinnvoll, alle Leuchtstoffröhren aus der Bibliothek zu entsorgen und durch LED zu ersetzen. Zwar verbrauchen LED weniger Strom und sind sehr viel langlebiger. Aber in der Gesamtbetrachtung ist es vernünftiger und ökonomischer, die Leuchtstoffröhren nach und nach auszutauschen, sobald sie ihren Dienst versagen. So kann das Energieteam bereits jetzt handeln und muss nicht eine langwierige Haushaltsdiskussion abwarten, die mit einem kostenintensiven Totalwechsel verbunden wäre.

Klimaanlage im Plenarsaal nur nach Bedarf einschalten | Auch das haben Rainer Scharnowski und seine Kollegen „gar nicht an die große Glocke gehängt, sondern ausprobiert und einfach gemacht“. Bisher gab es keine Klagen, da das Energieteam über die Nutzung des Plenarsaals im Landtag bestens Bescheid weiß.

CO2-Messanzeigen am Arbeitsplatz | Die Mitarbeiter wollen die gar nicht mehr hergeben. Bisher kommen nur zwei Mitarbeiterinnen der Landtagsverwaltung in den Genuss der Anzeigegeräte, die jederzeit Auskunft darüber geben, wie warm es im Raum ist, wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist und vor allem, in welchem Bereich sich der Kohlendioxidgehalt bewegt. Durch die Ampelanzeige ist es einfach, den Zeitpunkt fürs Lüften nicht zu verpassen. Ab 1.000 ppm ist man im gelben Bereich, ab 1.500 wird die Anzeige rot. Die Mitarbeiterinnen wissen, dass sie beim Lüften am besten auch die Heizung abdrehen. „Ich will diese Messanzeige nicht mehr missen“, sagen die Nutzerinnen, „denn man bekommt es ja sonst nicht mit, wenn die Luft schlecht wird“. Und die „schlechte“ Luft verringert die Konzentrationsfähigkeit, macht müde und im höheren ppm-Bereich reagieren manche Menschen auch mit Kopfschmerzen. Rainer Scharnowski hätte gern mehr solcher Messgeräte von der Landesenergieagentur (LENA). Zwanzig Geräte hat er als Bedarf für den kommenden Winter schon mal angemeldet.

Toilettenaufkleber | „Die Idee hat nichts gekostet, die Materialkosten liegen im Bagatellbereich“, freut sich Jürgen Luserke. Damit auf den Toiletten nicht die Fenster offenstehen, während darunter die Heizung brodelt, hat das Energieteam einen Aufkleber entwickelt, auf dem es heißt: „Mach‘s wie zu Haus – Fenster AUF – Heizung AUS“. Psychologisch geschickt die Assoziation mit dem privaten Bereich und der Verzicht auf das moralische Klimaschutz-Argument. Luserke ist sicher: „Auf die spaßige Art erreichst du mehr…“

Feststellen der Thermostate auf den Fluren und Toiletten auf Einstellung 2 = 18 Grad | Die Begrenzung der drehbaren Thermostate auf Stufe 2 kostet kein Geld. Auf Fluren und in Toiletten sind 18 Grad Celsius auch völlig ausreichend, Beschwerden gab es bisher keine. In den Arbeitsräumen werden die Thermostate dagegen von einem zentralen Computer gesteuert. Hier hat Rainer Scharnowski für das ganze Haus eine Maximaltemperatur von 21 Grad eingegeben. Nach seiner Erfahrung ist das für alle Mitarbeiter adäquat, jedenfalls hat sich bei ihm noch niemand wegen zu kalter Raumtemperaturen beschwert. Die in der Arbeitsstättenverordnung als Minimum festgelegten 20 Grad Celsius sieht Scharnowski kritisch, weil er befürchtet, dass es dann doch stellenweise zu kalt werden könnte.

Fehlende Lüftungsschlitze in der Kantine | Der Landtag hat eine große Kantine, die auch von anderen umliegenden Ministerien und Behörden genutzt wird. Die Vielzahl der hohen und teilweise nicht vollständig schließenden Fenster wurde auf Empfehlung des Energieteams kürzlich repariert. Was jetzt noch aussteht ist das Einfräsen von Lüftungsschlitzen in die tiefen Fensterbretter. Derzeit fällt die kalte Luft im Winter unerwärmt in den Raum, auf die Tische und den Boden in Fensternähe, was von den Kantinenbesuchern als unangenehm empfunden wird. Außerdem entsteht durch diese ungünstige Thermodynamik in dem großen Saal ein erhöhter Energieverbrauch.

Energiesparende Heizungspumpen | Die über zwanzig Jahre alten Pumpen in der Heizanlage wurden durch moderne energieeffiziente Pumpen ersetzt. Elektriker Gerald Lang weiß, dass das eine merkliche Einsparung beim Stromverbrauch bedeutet.

Wärmezähler im Gebäude | Was für den Stromverbrauch noch nicht möglich ist, geht bei der Erfassung des Wärmeverbrauchs. Für bestimmte Abschnitte des Gebäudes sind eigene Wärmemengenzähler eingebaut worden, so dass Rainer Scharnowski und  sein Team erkennen können, ob in einzelnen Bereichen des Gebäudes erhöhter Wärmebedarf besteht. So können sie ggf. nach den Energielecks in diesen Bereichen suchen. Eines dieser Lecks könnte im Raum der Landespressekonferenz zu finden sein, wo noch alte, unrenovierte Kastendoppelfenster eingebaut sind. Noch mehr als die eventuelle Undichtigkeit der Fenster stört die „Viererbande“ des Energieteams jedoch die Optik. Abblätternder Lack sei keine Empfehlung in einem Raum, aus dem regelmäßig Journalisten und Pressevertreter über die Angelegenheiten der Landespolitik berichten, finden sie. Man merkt, dass sie stolz auf ihren Landtag sein wollen. Auf ihre Erfolge als Energiemultiplikatoren können sie es jedenfalls sein.

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